Am 03. März 2023 entscheidet Deutschland* welcher Beitrag “Schwarz-Rot-Gold” am 13. Mai in Liverpool (Großbritanien) im Finale des Eurovision Song Contest vertreten darf.
Und gleich zum Anfang ein klares Statement: Wäre Deutschland keines der sogenannten”Big Five” und hätte keinen garantierten Startplatz im Grand Final, so wäre in den letzten Jahren wahrscheinlich schon im Semifinale Schluss gewesen. Mit den Beiträgen die zur Auswahl stehen, da bin ich mir sicher und komplett ironiefrei (!) könnten wir sogar ein Halbfinale überstehen und auch ein letzter Platz mit Zero Points bleibt uns erspart.
Okey, da wir sicher im Finale sind das Statement nochmal in kurz: Ich glaube das wir dieses Jahr keine “Zero Points” mehr sehen.
Insgesamt sollten neun Acts auftreten. Frida Gold die mit “Alle Frauen in mir sind müde” am Vorentscheid teilnehmen wollte, fällt kranheitsbedingt aus. Damit treten nur noch acht Acts um die Teilnahme für Deutschland am Eurovison Song Contest an.
Da wir acht Acts haben, vergebe ich folgende Punkte: 12 für meine Top-Kandidat:in und dann weiter mit 10 für den zweiten Platz, und 8 für den dritten Platz. Weiter geht es dann mit den Punkten 7, 6, 5, 4 und 3. Also gute Nachricht: Zero Points gibt es heute nicht 
Wichtiger Hinweis: Diese Zeilen habe ich vor der Live-Ausstrahlung des Vorentscheides geschrieben! Die Live-Auftritte können meine Meinung noch ändern, daher kommt noch ein seperater Update-Beitrag.
Abgesagt //
Keine Punktewertung
Frida Gold mit "Alle Frauen in mir sind Müde"
Das Lied hat eine starke Message und es schön, dass auch mal wieder deutschsprachige Text zur Auswahl stehen. Starke Message und Text auf Deutsch hatte ja schon einmal geklappt. Das Lied ist für ESC-Verhältnisse meiner Meinung doch zu sehr monton und hat melodisch nicht zu viele Ausreißer. Wenn es rein um Inhalte gehen würde, kann Frida Gold ohne Anlauf einige Mitstreiter auf der Bühne in Liverpool überholen.
Wenn ich den Song mitbewerten müsste, würde ich mich sehr schwer tun.
3 Punkte // Platz 8
Ikke Hüftgold mit
"Lied mit gutem Text"
Jurypunkte | 10 Punkte
8. Platz in der Jury-Wertung
Zuschauer:innen-Punkte | 101 Punkte
2. Platz in Zuschauer:innen-Wertung
Gesamt: 111 Punkte | 2. Platz
Hat das Lied einen guten Text? Klare Antwort: Nein! Und das ist genau das Konzept, dass das Lied doch irgendwie geil macht. Ein Ballermann-Hit wird “Lied mit gutem Text” auf alle Fälle, aber ob es auch für die große ESC-Bühne reicht? Bedingt.
Aber warum kein klares Nein ob es für den ESC reicht? Schaut man sich die letzten Jahre an, gab es immer wieder die sogannten “Troll-Auftritte”. Auftritte die niemand ernst nimmt und mehr einen Unterhaltungswert haben, als einen musikalischen. Und genau solche Auftritte fördern den Geist vom ESC. Es wird gelacht, es wird mitgefeiert und vorallem sehr sehr viel darüber geschrieben und gesprochen.
Die Message hinter Ikke’s Song ist klar, auch wenn man es erst zwischen den Zeilen liest. Liedtexte sind nicht so originell, vorallem in der Schlagerindustrie. Gefeiert wird aber trotzdem – scheiß egal, was im Text so vorkommt.
Ein Auftritt von Icke Hüftgold beim ESC würde weltweit den doch etwas “perserven” Musikgeschmack Deutschlands (Stichwort: Ballermann-Mukke) exposen. Es reicht, dass die Spanier wissen, was so auf unseren Playlist zu finden ist. 😉
Musiktipp am Rande: Ein toller Song, der die Machart von Songs kritisiert (und gleichzeitig auch feiert) ist “Das Lied” von der Band SDP und dem Sänger Bela B.
4 Punkte // Platz 7
Will Church mit
"Hold On"
Jurypunkte | 90 Punkte
1. Platz in der Jury-Wertung
Zuschauer:innen-Punkte | 21 Punkte
6. Platz in Zuschauer:innen-Wertung
Gesamt: 111 Punkte | 3. Platz
Bei allen anderen Songs als “Lied mit gutem Text” fällt es mir sehr schwer nur wenige Punkte sehr wenige Punkte zu vergeben.
“Hold On” von Will Church überzeugt mich mit guter Lyrics und einem moderen Instrumental. Wenn ich mir aber das Musikvideo anschaue, weckt es mir irgendwie Erinnerungen an den Auftritt von Malik mit “Rockstars”. Alles sehr steril, sehr ruhig, kein Tam Tam oder Bling Bling. Das Lied ist dafür auch nicht ausgelegt und ja, es gab auch erfolgreiche deutsche Beiträge die ohne Schikimiki ausgekommen sind – Grüße gehen raus an Michael Schulte!
Jedoch sehe ich, dass bei Will Church und “Hold On” die selben Probleme auftreten können wie damals mit “Rockstars”. Der Beitrag geht einfach unter, weil “zu oft im Radio gehört”.
Ich liebe das Lied, aber leider nur 4 Punkte und Platz 7.
5 Punkte // Platz 6
René Miller mit
"Concrete Heart"
Jurypunkte | 54 Punkte
3. Platz in der Jury-Wertung
Zuschauer:innen-Punkte | 8 Punkte
7. Platz in Zuschauer:innen-Wertung
Gesamt: 62 Punkte | 7. Platz
“Concrete Heart” habe ich zum ersten Mal in meinen Release Rader auf Spotify gehört und ich habe das Lied auf meine Lieblingssongs gepackt. Viel Pop mit kleinen Einflüssen aus anderen Genre – siehe (bzw. höre) das Intro!
René Miller ist kein unbekannter in der Musikbranche. Er hat für diverse erfolgreiche Künstler:innen (z.B. Zoe Wess oder Topic & A7S) Songs geschrieben und hat wollte einen Schritt weitergehen und startete seine Solo-Karriere – mit großen Erfolg!
Die Lyrics von “Concrete Heart” handeln von einer toxischen Beziehung. Trotz der “Härte” des Textes schafft René Miller mit passender Melodie das mit wippt und den Refrain gut mitsingen kann. Text mit Bedeutung und Melodie zum mitmachen: Eine Kombi die für den Eurovision Song Contest perfekt ist. Meiner Meinung ist das Lied für den ESC leider zu sehr radiotauglich. Die Gefahr das der Song untergeht ist relativ hoch. Darf ich nochmal “Rockstars” in Erwähnung bringen? In den Radiocharts ganz oben, aber trotzdem “Zero Points”
Darf René Miller für Deutschland antreten: Das Musikvideo zum Song ist vielversprechend und eine sehr gute Vorlage für einen möglichen Auftritt beim Grand Final. 
6 Punkte // Platz 5
TRONG mit
"Dare To Be Different"
Jurypunkte | 52 Punkte
4. Platz in der Jury-Wertung
Zuschauer:innen-Punkte | 19 Punkte
6. Platz in Zuschauer:innen-Wertung
Gesamt: 71 Punkte | 4. Platz
TRONG mit “Dare To Be Different” hat das Zeug beim Eurovision Song Contest erfolgreich zu sein. Die Chreo im Musikvideo hat Klasse und könnte bei einem möglichen Auftritt in Liverpool gewisse Pluspunkte geben.
Ein Hauch K-Pop beim ESC wäre doch was! Das TRONG mit seinem Beitrag nicht unbedingt in die Hotrotation der Radionsender kommt ist klar, aber für den ESC wäre das mal eine besondere Note, die Deutschland aufsetzen kann.
Trotz der sehr guten Chreo und einem Lied, dass frischen Wind bringt und gleich auch zum mittanzen animiert, wirkt der Song “zu leicht”, dass der Beitrag wohl oder übel von anderen Acts anderer Nationen wegblassen werden wird. Ein paar Punkte sind aber denoch drin, sollte TRONG Deutschland vertreten.
Und noch eine Klarstellung: Egal wer für Deutschland auftretten wird, hoffe ich auf “Twelve Points for Germany” ❤️
7 Punkte // Platz 4
Anica Russo mit
"Once Upon A Dream"
Jurypunkte | 57 Punkte
2. Platz in der Jury-Wertung
Zuschauer:innen-Punkte | 8 Punkte
7. Platz in Zuschauer:innen-Wertung
Gesamt: 65 Punkte | 6. Platz
“Once Upon A Dream” ist (k)ein klassischer Pop-Song. Die varierenden Stimmlagen und die schnellen Wechsel von ruhigen Parts zu imposanten Parts bringen viel Leben in den Song ein.
In den Lyrics geht es um einen Traum der wahr wird. Das Gefühlschaos das damit verbunden wird spiegelt Anica Russo mit ihrer Stimme und der Melodie sehr gut wieder.
Mit einer gut durchdachten Chreografie kann man sehr viel reißen. Sollte Anica Russo Deutschland mit “Once Upon A Dream” vertreten, so habe ich ein gutes Gefühl, dass der letzte Platz in weiter Entfernung liegt.
In meiner Bewertung landet “Once Upon A Dream” nur auf Platz 4, weil Platz 3 bis 1 noch folgen werden.
Okey, ernsthafte Antwort: Das Spiel mit wechselnder Stimme, Melodie und Stimmungslagen ist nicht neues und mitterweile der Teil der Pop-Kultur – ein Baustein aus dem “Ich mache mir ein Pop-Song”-Baukasten. Anica Russo wendet diesen Baustein sehr gut an, aber ob es ausreicht sich damit gegen andere durchzusetzen, die auch auf diesen Baustein setzen, ist schwierig zu beurteilen.
8 Punkte // Platz 3
Lord Of The Lost mit
"Blood & Glitter"
Jurypunkte | 43 Punkte
5. Platz in der Jury-Wertung
Zuschauer:innen-Punkte | 146 Punkte
1. Platz in Zuschauer:innen-Wertung
Gesamt: 189 Punkte | 1. Platz
Deutschland ist bekannt für Currywurst, für Lederhosen oder einen Fußballverein, der innerhalb Deutschlands – mit Ausnahme München – gehasst wird. Upps, anderes Thema. Rammstein ist auch eine Band die man so kennt und mit Deutschland verbindet. Aber ausnahmsweise geht es nicht um Rammstein!
Lord Of The Lost aus Hamburg hat auch noch ein kleines Wörtchen mit zu reden. Oder zu screamen. Egal!
Rock und Metal sind, wie Pop oder Autotune-Rap, ein sehr wichtiger Bestandteil der deutschen Musikkultur und Geschichte. Warum also kein Dark-Rock-Act für Deutschland auftreten lassen?
Bei der Chreo kann man nicht viel falschen machen, vor allem man es wie im dazugehörigen Musikvideo macht. Und an dem Song habe ich auch nicht wirklich was auszusetzen.
Warum also nur Platz 3? Ich mag Rock, ich mag Metal, auch in die “etwas besonderen Richtungen”. Das Lied trifft aber nicht so ganz meinen persönlichen Geschmack. 
10 Punkte // Platz 2
Patty Gurdy mit
"Melodies Of Hope"
Jurypunkte | 22 Punkte
7. Platz in der Jury-Wertung
Zuschauer:innen-Punkte | 34 Punkte
3. Platz in Zuschauer:innen-Wertung
Gesamt: 56 Punkte | 8. Platz
Folk und Dance verbinden. Dass das geht, beweist Patty Gurdy mit “Melodies Of Hope”
Patty Gurdy war von der Flutkatastrophe von 2021 direkt betroffen und verlor ihre Wohnung, ihr Studio und ein Großteil ihres Equiments.
In ihrem Song “Melodies Of Hope” verarbeitet sie die Entwicklung nach der Katastrophe, sowie aktuellen Kriesen auf dieser Welt. Die Verbindung von Folk und gewissen Dance-Elementen machen die Melodie des Songs im wahrsten Sinne des Wortes zu “Melodien der Hoffnung”. (Für Insider und Musikredakteure: Sowas kenn man eigentlich nur von Library-Musik 
)
Text super, der uns alle betrifft, Melodie super, wo man mit tanzen und Fähnchen schwenken kann und auch die Chreografie aus dem Musikvideo ist vielversprechend. Twelve Points to Germany würde ich jetzt mal sagen.
Aber ein kleinen Moment noch, es gibt noch einen Track der vorgestellt werden will!
12 Punkte // Platz 1
Lonely Spring mit
"Misfit"
Jurypunkte | 40 Punkte
6. Platz in der Jury-Wertung
Zuschauer:innen-Punkte | 30 Punkte
4. Platz in Zuschauer:innen-Wertung
Gesamt: 70 Punkte | 5. Platz
Kleines Vorwort: Für mich teilen sich Lonely Spring und Patty Gurdy den ersten Platz und wenn einer dieser beiden Acts für Deutschland auftreten darf, schlägt mein persönliches Musikherz höher.
Aber ich muss mich für einen “wahren” Platz 1 entscheiden und diese fiel auf “Misfit” von Lonely Spring.
Wie ihr beim Kommentar zu Lord of Lost lesen konntet, bin ich dem Genre Rock nicht abgeneigt. Und hier kommt jetzt Lonely Spring und “Misfit” ins Spiel. Dieser Song spricht mein Musikgeschmack direkt an.
Aber es geht ja nicht nur meinen Geschmack, sondern auch um die Thematik ESC. Daher hier ein kleine Erläuterung, warum neben “Melodies Of Hope” auch “Misfit” eine gute ist.
In den letzten Jahren hat mir der Alternative Rock auf der ESC-Bühne etwas gefehlt. Es gab einiges Metal, Nu oder einfach nur Hardrock pur, aber den Stil den Lonely Spring mit “Misfit” verfolgt gab es nicht zu häufig.
Die melodische Machart von “Misfit” spricht nicht nur den Fan des Rock-Genre an, sondern es ist auch etwas für den geneigten Pop-Hörer was dabei. Den Song kann man mit “Punk-Pop” klassifizieren. In Kombination mit der schlagfertigen Lyrik, bei der es um das “Ausseiter dasein” handelt, ist “Misfit” eine spannender Act, bei der fast jeder seinen Kopf zur Melodie mit nickt… Fürs Headbangen ist das Lied doch zu sehr Punk und zu sehr Pop!
Alles in allem – ein spannender Act, der Deutschland mit Würde vertreten kann.
Und was ich nochmal betonen möchte: Ich finde alle Acts in ihrer Weise spannend und super. Jeder der Acts wird Deutschland in Würde vertreten. Ob als Troll, mit viel Emotions oder einfach nur Party – letzter werden wir heuer glaube ich nicht! ❤️
